Es kam mir vor, als hätte ich ein Dejavu. Die samstägliche Fahrt über die B52 und das Auffahren auf die A31 in Richtung Norden waren so präsent, als wäre ich erst gestern hier gewesen. Das kleine Klohäuschen am Parkplatz Olle Rheen schien ebenso bekannt. Wenn man obendrein, als sei es das Normalste der Welt, noch weiß, dass man die Autobahn an der Ausfahrt Neermoor verlassen muss um nach Aurich zu gelangen, ja dann stimmt scheinbar wirklich etwas nicht. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen und mir wurde bewusst, dass ich ja erst fünf Wochen zuvor auf dem X-Mas Jam in Aurich gewesen war. An gleicher Stelle nahm jetzt, am dritten Januarwochenende, die Serie zur Deutschen Skateboardmeisterschaft 2020 ihren Lauf und ich war äußerst gespannt, wie viele Starter denn wohl mitten im Januar den Weg in den hohen Norden finden würden. Um es vorweg zu nehmen: Es waren nicht allzu Viele.
COS Cup Aurich | Deutsche Skateboardmeisterschaft 2020
Die COS Cup Serie startet in die 23. Saison
Das merkte man schon bei unserer Ankunft auf dem Parkplatz der Playground Skatehalle Aurich. Dayna vom COS schien alles andere als Stress zu haben, was für einen Samstagvormittag auf einem COS Cup äußerst ungewöhnlich ist. „Ach cool, du bringst ja noch ein paar Fahrer mit“ – dieser Satz sagte mir sofort, dass anscheinend nicht besonders viele Starter vor Ort waren. Ein Blick auf den Parcours bestätigte diese Annahme und ich war schon ein wenig schockiert. Selten hatten so wenige Starter den Weg nach Aurich gefunden, was allerdings auch nicht einzig an dem frühen Termin im Januar und der für Viele ziemlich abgelegenen Lokation lag.
Vielmehr fand an genau DIESEM Wochenende ein weiterer Event in Kassel statt. Hierzu sollte man sich immer wieder vor Augen führen, dass wir uns im Jahr der olympischen Spiele in Tokio befinden, wo erstmals Skateboarding vertreten sein wird. Da es bekanntlich auch deutsche Kader-Athleten (das heißt im Fachjargon so) gibt, richtet der DRIV (Deutscher Rollsport- und Inlineverband) für diese Repräsentanten Deutschlands verschiedene Workshops und Treffen aus, bei denen von der Fitness der Fahrer über Wettkampfregularien bis hin zu Doping alles „Wichtige“ besprochen und geprüft wird. Nun findet sowas ganz sicher nicht jedes Wochenende statt, aber es musste natürlich GENAU an dem Wochenende sein, wo der erste COS Cup 2020 stattfand. Und das wirft gewisse Fragen auf.
Eigentlich sollte nämlich der erste COS Cup 2020 auch als offizielle Norddeutsche Meisterschaft (des DRIV) ausgetragen werden – und dann wäre es sicher auch möglich gewesen, einen anderen Termin für das „Olympia-Meeting“ zu finden. So stellte das DRIV Präsidium es den Fahrern zwar frei, ob sie nach Kassel kommen oder nach Aurich fahren – aber dies wurde allem Anschein nach durch die exekutiven SK Funktionäre den Athleten vorenthalten. Zudem findet der nächste COS Cup erst Mitte Juni statt und so war die Enttäuschung der Locals in Aurich durchaus nachvollziehbar. Nicht nur einmal hörte ich Kids jammern, warum denn ein Alex Mizurov oder ein Jost Arens nicht vor Ort waren. Schade für den COS war es natürlich auch, aber man sollte ja stets alles positiv sehen – und somit auch mal ein Siegertreppchen ohne Alex Mizurov.
In der Tat war es sehr erfrischend, wie sich Leon Merschmann auf den ersten Platz der Vorentscheidung mauserte. Mit kontrollierten Nollie Crooked Grinds und Style for Miles war das auch mehr als verdient, ebenso dass Josh Junkes es als 10. So gerade noch ins Semifinal schaffte. Am nächsten Tag waren die Karten dann neu gemischt und siehe da, Josh hatte einen unglaublichen Stay-On Run, der ihn ohne jeden Zweifel auf den ersten Platz ins Finale katapultierte. In diesem musste er sich dann letzten Endes nur Flo Westers geschlagen geben, der die Judges mit einer gesunden Mischung aus Flips und Grinds oder auch Flip to Grinds überzeugen konnte. Dritter wurde Jeffrey Esguerra, der somit erstmalig auf dem Siegertreppchen stand. Ein Glückwunsch geht natürlich auch an Sharleen Suhari und Par Winter raus, die bei den Frauen respektive den Masters jeweils den ersten Platz holten. Leider schaffte es Danny „Darkslide“ Klarhold nicht aufs Treppchen, aber für seinen eigenen Fan-Club war er der Gewinner der Herzen, da bin ich mir sicher!
Vielen Dank an alle Starter, dass sie sich im Januar in den hohen Norden begeben haben – ganz besonders Pedro Strauß, der aus Freising (!!!) nach Aurich gekommen war. Danke an Frauke und Hendrik von der Playground Skatehalle Aurich sowie der COS Crew – weiter geht’s dann im Hochsommer in Mönchengladbach!