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Erstellt von T. Gentsch | News

Dickies X Titus | Concrete Dreams Tour 2019


Neue Spots an der Französische Riviera

Fotos: Dennis Scholz

Skateboarding ist weit mehr als der Akt des eigentlichen Rollens. Neben offensichtlichen kulturellen und künstlerischen Aspekten, einer weltweiten Community und seiner völkerverständigenden Kraft wird Skateboarding nicht zuletzt dadurch definiert, wo man es eigentlich betreibt. Manch einer liebt es im Skatepark zu fahren, andere ziehen die raue Straße vor und wieder andere fühlen sich in einer Mini-Ramp am wohlsten. Es gibt jedoch ein Terrain, dass alle dieser drei Arten von Spots perfekt vereint: DIY-Spots. Wie der Name schon vermuten lässt, unterliegen „Do it yourself“ Spots keinerlei Regularien und mit ein wenig Beton und Kreativität kann man seinen eigenen Traumspot erschaffen. Nachdem unser Bautrupp schon im letzten Jahr einen Spot unter anderem in Lyon gebaut hatte, ging es 2019 einzig in den Süden Frankreichs, in die Gegend von Antibes, der Heimat von Titus Skateboards Flow-Fahrer Ben Botta. Und so hieß es im August dann erneut Dickies X Titus Concrete Dreams Tour - für eine Gegend zum Träumen.

Dickies X Titus Concrete Dreams 2019 | A Documentary by Pat Schwarz

Dickies X Titus Concrete Dreams VX Clip by Remi Luciani

Antibes liegt an der Côte d’Azur, ziemlich genau zwischen Cannes und Nizza, und ist eigentlich eher für seinen Tourismus als für eine große Skateszene bekannt. So lag es 2019 nur nah, genau in einer solchen Region ein wenig „Szene-Entwicklungsarbeit“ zu betreiben. Das diesjährige Team bestand aus Tom Kleinschmidt und Filmer Pat Schwarz aus Dresden, Thomas Prochaska, Julius Dittmann und Dennis Scholz. Hat man schon die letztjährigen Touren verfolgt, kommen einem die Namen sicher bekannt vor – dieser Bautrupp ist an Erfahrung kaum zu schlagen. Denn auch wenn man es zunächst nicht annehmen mag, bei einem DIY-Projekt gehört schon einiges mehr dazu, als einfach nur Beton an eine Wand zu gießen und eine Transition zu shapen.

Nach der letztjährigen Marathon-Tour durch drei Länder und bis nach Lyon runter, entschied man sich dieses Jahr zu fliegen. So sparten sich die Jungs einiges an wertvoller Zeit ein, allerdings mussten die Werkzeuge natürlich auch mitgenommen werden. So verließen Münster – parallel zu den Jungs – acht fette Pakete mit Kellen, Akkuschrauber, Handschuhen und allem, was man eben benötigt, und vor Ort wurde ein Mietwagen organisiert. Aus einem eigentlich gebuchten Toyota wurde dann eine Mercedes V-Klasse, ein Update, welches die Mietwagenfirma sicher bis heute bereut: Die Kaution gab es zumindest bis heute nicht zurück, da der Van bei Rückgabe eher an einen Betontransporter als einen Familien-Van erinnerte; wer schon mal Betonsäcke transportiert hat, weiß, wie sehr die Dinger stauben.

Genächtigt wurde in einem Airbnb, das in direkter Nähe zu einer alten DIY-Halle lag – sprich: Dort befanden sich schon einige Holz-Obstacles. Da diese ehemalige Boot-Reparaturhalle aber eine einzigartige Location ist, schrie sie förmlich danach, mit neuen und vor allem wertigeren Obstacles ausgestattet zu werden – am besten eben solchen aus Beton. Zudem sah der Plan vor, an einem alten Skatepark eine Bank mit Channel zu bauen und eine alte Bunkeranlage skatebar zu machen. Beide Spots befinden sich in malerischer Lage. Und sollten sich diese drei Projekte realisieren lassen, wäre der lokalen Skateszene ein großes Stück weitergeholfen. Es kam jedoch anders.

Grundsätzlich verfahren die Jungs ja immer nach dem gleichen „Bau-Skate“-Prinzip: Am ersten Tag schaut man sich den Spot an und baut etwas „Realistisches“, am zweiten Tag baut man den Nächsten an anderer Stelle, am Dritten skatet man den ausgehärteten Beton am ersten Spot, und so weiter. Da einer der Spots in einem heruntergekommenen Skatepark lag, hatten die Locals um Ben Botta zuvor mit der Stadt abgeklärt, dass man dort ein Obstacle addieren wolle. Es wäre demnach der einzige „legale“ Spot gewesen, aber als die Jungs nach 48 Stunden zurückkehrten, um die Bank zu skaten, war diese schon wieder demoliert!

Zudem befanden sich nun überall Schilder, dass es an diesem Ort verboten sei, DIY-Obstacles zu bauen. Das war, besonders im Hinblick auf die Skate-Möglichkeiten für die Locals, äußerst schade, da die neuen Spots den Park um 100 % aufgewertet hätten. War es für die (an einem angrenzenden Fußballplatz fachsimpelnden) alten Herren wohlmöglich zu viel des Guten, dass da ein ganzer Bautrupp anrückt? Und hatten sie in ihrer „bürgerlichen Pflicht“ das Grünflächenamt informiert? Oder geht es solchen Leuten vielmehr darum, dass die Jugend Fußball spielt anstatt Skateboard zu fahren? Man wird es wohl nie erfahren.

Gleichwohl ein wenig rätselhaft war die dritte Location – oder besser gesagt, deren ursprüngliche Funktion. Der Spot erinnerte am ehesten an eine alte Flak-Stellung oder einen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, besonders aufgrund seiner alles überragenden Lage. Zwischen Antibes und Nizza am Hang eines Berges gelegen, wurde hier eine bestehende Transition ausgebessert und eine neue addiert. So konnten die Jungs zum Finale einen wirklich einzigartigen Spot noch einzigartiger machen – und die Locals nahmen dieses Geschenk dankend an.

Auch wenn Frankreich heutzutage eines der beliebtesten (Skate‑)Reiseziele ist, macht sich der zentralistische Aufbau des Landes 2019 immer noch bemerkbar. Genauso groß, wie die Szenen in Paris, Lyon und Bordeaux sind, so klein und ein wenig verschlafen sind die in etwas entlegeneren Regionen. Nizza und Umgebung ist hier ein gutes Beispiel, da es dort laut Ben nicht einmal einen Skatepark gibt.

Es galt also wahrhaftig, „Entwicklungsarbeit“ zu leisten, was mit der Dickies Concrete Dreams Tour 2019 definitiv gelungen ist. Und auch, wenn das Potenzial der Halle (also dem ersten Spot) noch lange nicht ausgereizt ist, haben die Locals nun einen Anreiz und vor allem das Fachwissen, ihren eigenen komplett überdachten Concrete-Park zu kreieren. Es bleibt zu hoffen, dass sie diese Chance wahrnehmen, dass sie so die eigene Szene stärken und selbige fortan wächst und gedeiht – die Grundvoraussetzungen sind jedenfalls gegeben. Danke an die gesamte Bau-Crew, Ben Botta und die Locals sowie natürlich Dickies und Titus – ohne euch gäbe es an der französischen Rivera drei Spots weniger!

Dickies bei Titus:

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