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Feature

Farid Ulrich


Farid ist typisch Berliner, mit Multi-Kulti-Background und einer entspannten Sicht auf die Dinge des Lebens. Typisch für jemanden aus „Mitte“ ist auch, dass ihm Style nicht unwichtig ist. Das wird einem spätestens klar, wenn man die lässigen 360-Flips des Achtzehnjährigen gesehen hat.

Was ihn besonders kennzeichnet, ist sein Allround-Talent, egal ob Rail, Tranny oder Street-Gap.

Farid steht in den Startlöchern – und das nicht nur, weil er sich als neustes Mitglied im team.titus sauwohl fühlt.

Du kommst aus Berlin-Mitte. Was ist das Besondere an diesem Stadtteil und wie hast du hier zum Skaten gefunden?

Ich weiß nicht genau. Einfach die Atmosphäre, das Zusammenleben teilweise und natürlich die Architektur. Wenn man durch Mitte läuft, kommen fast nie uninteressante Gebäude oder extrem unfreundliche Leute. Was aber nicht bedeutet, dass Mitte immer schön ist. Inzwischen sind hier nur noch Touris und Bonzen. Die ganzen Ur-Berliner haben das Weite gesucht oder haben sich im Laufe der Zeit zu Snobs verwandelt. Am meisten nerven die Prolls, die jetzt meinen, aus Wedding oder Moabit nach Mitte kommen zu müssen, weil die hier nur Muttersöhnchen treffen, die natürlich abgezogen werden. Aber auch so ist hier immer was los und man braucht nicht länger als eine halbe Stunde, um alles zu erreichen. Zum Skaten bin ich über einen Freund gekommen. der mir erzählt hat, dass Eminem auch skatet. Damals war ich ja noch totaler Eminem-Fan, hab mir direkt das nächste Board geschnappt, das ich gefunden hab und bin losgerollt.

Erzähle uns doch mal etwas von deiner Herkunft, deiner Familie und dem Haus, in dem du wohnst!Also ich bin halb Araber und halb Sachse. Mein Vater kommt aus Palästina und ist ca. 1973 nach Deutschland gekommen. Meine Mutter kommt aus Dresden und ist dann mit 18 nach Berlin gezogen, weil sie hier ihr Musikstudium machen wollte. Irgendwann haben die sich dann kennen gelernt und relativ schnell mich gezeugt. Meine Familien sind die totalen Gegenteile. Auf der einen Seite die Familie meiner Mutter, die aus massenweise Doktoren und dergleichen besteht, und auf der anderen die meines Vaters, die nicht so gut aufgewachsen ist und teilweise ihr Geld auf ihre individuelle Art und Weise verdienen. Zu meiner Hütte kann ich sagen, dass ich in einer richtig entspannten Hausgemeinschaft lebe, weil sich hier alle fast 20 Jahre oder mehr kennen. Vor 20 Jahren ungefähr haben die mein Haus und das Nachbargebäude besetzt und von da an in dem damals schon über 100 Jahre alten Haus gewohnt. Das Nachbarhaus sieht immer noch so aus wie 1889, als es gebaut wurde. Meine vier Wände wurden bereits saniert, was den Vorteil hat, dass wir hier sogar Heizungen, warmes Wasser und eigene Toiletten haben. Das andere Haus hat nur eine Gemeinschaftsküche, ich glaub vier Klos, und jeder hat nur ein bis zwei Räume.

Klingt krass. Wie sind denn deine Verbindungen zur Berliner Unterwelt? Arafat, Bushido etc.?

Wie gesagt, mein Vater ist Araber und sein Cousin ist Arafat Abou-Chaker, der u.a. der Manager von Bushido ist, was nicht unbedingt heißt, dass ich der beste Freund von Bushido bin und jeden Tag skaten gehe, während er im Hintergrund rappt. Aber es hat definitiv seine Vorteile, wenn man Verwandte in einer der gefährlichsten Familien Berlins hat.

Mit welchen Leuten hängst du gerne ab und wie heißt deine Crew?

Mit der Bande vom Pappelplatz, in einem kleinen Park bei mir um die Ecke, und natürlich mit meinen Chinchillas. Da ist ja jetzt unser Video rausgekommen, was den ein oder anderen Banger parat hält. Naja, eigentlich ist der Park extrem scheiße, aber es wird nie langweilig, weil man immer irgendwas Dummes findet, was man machen kann. Da kommen dann manchmal Sachen raus wie … wer die beste Mongo-Line schafft, ohne zu pushen, was so viel heißt wie: nur Tricks ohne Pop (auch wenn man ans Curb muss), 2 km/h und jede Menge Spaß. Ansonsten bin ich, wie gesagt, mit den Jungs von unserer Skatecrew Chinchilla unterwegs. Ein Chinchilla kommt nie allein … Und so ist das auch meistens: Egal ob Skaten, Chillen oder Feiern – wir machen eigentlich alles zusammen!

Was ist dir sonst noch wichtig im Leben?

Keine Ahnung. Hobbymäßig mach ich nichts anderes. Klar ist Schule wichtig, aber da lass ich mich viel zu sehr hängen und bin zu faul. Ich bin lieber draußen unterwegs mit Board, anstatt zu Hause zu sitzen und zu lernen. Aber sonst?

Gibt es Skateboarder, die Vorbilder für dich sind?

Ein Vorbild hab ich nicht direkt. Ich finde, einige Skater sind geil, andere nicht. Aber zu meinen Favourites gehören auf jeden Fall Eric Koston (kann alles und ist lustig), Cody McEntire (bester Style) und Mike Mo (kann alles, unendlich stylish und ist auch richtig lustig).

Wie bist du zu deinem TITUS-Sponsoring gekommen?

Benni hat fürs Team noch einen Newcomer gesucht, den er schnell ins Auto stecken und überall hin mitnehmen kann. Und da er seit einiger Zeit in Berlin wohnt, hat er nach jemandem in der Gegend Ausschau gehalten, der dann zufälligerweise ich war. Also, ich hätte auch als letzter damit gerechnet, dass er nach ein paar Malen, die wir zusammen in der Skatehalle geskatet sind, sich entscheidet, mich ins Team zu nehmen. Wer genau wissen will, wie das alles kam, kann sich die entsprechende Brettkollegen-Folge auf titus.de angucken.

Kennst du schon alle Teamrider persönlich? Wart ihr schon auf Tour?

Also Yannick wohnt ja auch in Berlin und Denny ja auch fast, die kannte ich so vom Skaten am Polendenkmal oder Kulturforum. Die anderen kenne ich von Contests. Also es ist nicht so, dass ich die noch nie getroffen habe. Auf Tour war ich noch nicht, aber das kommt ja und ich freue mich auch übertrieben darauf.

Von wem wirst du sonst noch unterstützt?

Meine wichtigsten Supporter sind meine Eltern und meine Freunde. Ohne die wäre das alles nie so gekommen, da bin ich mir sicher. Ansonsten fahr ich auf Flow bei Nike SB und Record Clothing. (Aber das ist eigentlich keine wirkliche Unterstützung, weil ich mit den Schuhen, die ich alle zwei Monate mal geschickt bekomme, nichts anfangen kann und das letzte Paket von Record ist vor neun Monaten hier angekommen.)

Was erwartest du von diesem Sommer?

Auf jeden Fall viel Spaß. Aber im Endeffekt nichts anderes als die letzten Sommer. Wir gehen hier alle zusammen skaten, filmen dies und jenes, nur dass wir das alles ein bisschen anders angehen werden. Aber das werdet ihr alle noch sehen.

Was machst du in einer Stunde?

Entweder bin ich skaten oder ich sitze immer noch hier vorm PC und spiele Dungeon Keeper 2 – bestes Spiel. Oder ich bin mit meiner Mutter unterwegs, weil sie heute Geburtstag hat. Aber das wird nichts, da die immer noch in unserem Gemeinschaftsraum sitzen und Roulett spielen.

… in einem Tag?

Genau das Gleiche, hab ja Ferien und demnach nichts zu tun.

… einem Monat?

Schwer zu sagen. In genau einem Monat werde ich wahrscheinlich noch in der Schule sitzen oder gerade aus dem Raum heraus kommen und mich freuen, dass ich nach Hause kann.

… einem Jahr?

Wohne ich in Kalifornien, bin Pro auf allen Skatefirmen, die es gibt, und hab eine eigene Sendung auf MTV … vielleicht.

… und in 10 Jahren?

Bin ich broke, weil ich das Abi abgebrochen hab, meine Knie im Arsch sind und ich keine Arbeit finde. Dann ist hartzen angesagt und ich zieh zu Arno Dübel in die Abstellkammer. Wer Arno Dübel nich kennt … youtube! Nein, jetzt mal ehrlich: Ich hab keine Ahnung, in welche Richtung ich mal gehen will. Studieren? Arbeiten? Hartz 4? Vielleicht kriege ich ja relativ früh Kinder, dann muss ich mich um die kümmern. Mal sehen, irgendwas wird schon gehen.

Wen möchtest du grüßen und wem willst du danken?

Meinen Eltern, den Jungs vom Pappelplatz, Chinchilla, Sebi Vellrath, Benni Markstein, Titus und alle, die ich vergessen hab

Text & Fotos: Joe Beckert