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Giorgi Balkhamishvili – BS Nosebluntslide
Erstellt von Stefan | News

Giorgi Balkhamishvili – Interview


Giorgi ist eine Person, die wir als „Skate Rat“ oder sogar als eine gewisse Art von „Skateboard Junkie“ bezeichnen würden. Hier erfahrt ihr wieso.

Giorgi ist eine Person, die wir als „Skate Rat“ oder sogar als eine gewisse Art von „Skateboard Junkie“ bezeichnen würden. Sein gesamter Alltag dreht sich um Skateboarding und er nutzt jede freie Minute, um auf dem Board zu stehen.

Auf den Lites-Trucks-Touren ist der junge Georgier immer einer der MVPs und auch auf seinem Instagram-Channel (@giorgi_armani) versorgt er seine über 11.000 Abonnenten fast täglich mit Skateclips. Zeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und dem 20-Jährigen ein paar Fragen zu stellen.

Hallo Giorgi. Erzähl mal, was du derzeit treibst und wie dein Tagesablauf in der Hauptstadt im Moment so ausschaut?

Mein Tag verläuft eigentlich ziemlich normal. Ich mache eine schulische Ausbildung zum Produktdesigner und arbeite nebenbei im Club als Runner. Nach der Schule gehe ich immer skaten.

Meine Familie sehe ich vielleicht zehn Minuten am Tag, zum einen, wenn ich morgens aufstehe, und zum Schlafengehen sag ich noch „Gute Nacht“.

Schulsachen nehme ich nie mit, weil ich sowieso nicht in meine Hefter schauen würde. Da sieht man schon, wie viel Spaß mir das macht. Hoffentlich liest das hier kein Lehrer (lacht). Einen Stift leih ich mir dann von meinem Sitznachbarn.

Mein Board nehme ich direkt mit zur Schule, weil mich der Weg nach Hause zum Boardholen zwei extra Stunden kosten würde. Viel zu erleben habe ich, glaube ich, die nächsten zwei Jahre nicht, bis ich fertig mit der Ausbildung bin.

Am liebsten wäre es mir, wenn man an nichts gebunden wäre und man sich freinehmen könnte, wann man will. Aber irgendwo muss ja das Geld herkommen – und in Deutschland kann man sich diesen Gedanken aus dem Kopf schlagen.

Switch FS Hurricane

Es wirkt so, als wärest du mit der Chinchilla-Crew am Polendenkmal aufgewachsen. Ist das immer noch deine Crew und sind die Treppen im Volkspark Friedrichshain dein Local-Spot?

Ja, das stimmt. Ich bin mit der Chinchilla-Crew dort aufgewachsen. Das erste Mal war ich dort mit 13. Mittlerweile bin ich 20, und es ist und bleibt mein Lieblingsort auf Erden. Ich hab da schon so viel erlebt!

Es sind diese heißen Sommertage, wo du mit deinen Leuten dort abhängst, du der einzige bist mit einem 2-Liter-Eistee und der Letzte, der den Rest Schaum mit Speichel austrinken darf, weil jeder einen Schluck abhaben wollte. Haha. Man kann es schwer beschreiben, nur ein echter Polendenkmal-Local kann mitfühlen, wie es dort ist!

Es herrscht eine einmalige Atmosphäre auf diesem kleinen Hügel, wo manchmal kein Mensch zu sehen ist und man auch mal seine Ruhe hat. Die Chinchilla-Crew ist aber nicht mehr so, wie sie mal war. Jeder hat andere Interessen und Hobbys entdeckt. Paul und Nepo sind, glaube ich, die einzigen, die man in Zukunft immer noch antreffen wird.

Den Rest der Crew findet man eher auf dem Dancefloor, auf dem Landhaus bei Farid oder an Tisch 9523 No Limit Holdem bei Pokerstars.

Mit wem ziehst du sonst so los und welche Berliner Spots sind dir grad am liebsten?

Eigentlich zieh ich nie wirklich los. Zurzeit gibtʼs so gut wie keine Möglichkeit, in Berlin etwas Filmen zu gehen. Jetzt lachen sich bestimmt alle kaputt, dass in Berlin nichts geht. Aber es ist wirklich so. Doch Gott schickte den Filmer Anton Beliaev, einen verrückten Russen, für einige Monate nach Berlin, der täglich Zeit hat. Mit ihm konnte ich schon einige Footage sammeln. Diese Chance möchte ich gern nutzen.

Fotos macht Dennis Scholz, der immer am Start ist. Da brauch ich mir eigentlich keine Sorgen machen. Ideal wäre es natürlich, mal wieder eine Woche auf Tour zu fahren. Da ist man gut motiviert, es geht mehr als zu Hause und man hat alles am Start: Spots, Fotografen und Filmer. Man muss sich quasi nur darum kümmern, seinen Trick zu schaffen. Einen Lieblingsspot außer dem Polendenkmal habe ich in Berlin nicht. Alternativ würde ich vielleicht noch zu den Bänken in der Warschauer Straße gehen. Aber da sag ich jedes Mal, dass ich nie wieder dorthin gehe.

BS 360

Du bist jetzt von Anfang an im Lites-Trucks-Team und ihr wart schon in Österreich, Nordfrankreich und Israel auf Reisen. Erzähl mal, wie es ist, mit den Jungs auf Tour zu sein und was das Besondere an diesem Team ausmacht?

Mit dem Lites-Team war ich jetzt schon auf drei Touren. Und ich war jedes Mal total gehyped. Aber Israel war besonders für mich. Das Land ist einfach nicht um die Ecke. Ich war bis jetzt noch nie mit einem anderen Team auf Tour, weshalb ich schwer vergleichen kann, was dieses Team so ausmacht.

Wir haben immer sehr viel zu lachen und pushen uns gegenseitig. Jeden Tag kann man sich das alles aber nicht geben. Irgendwann sinkt das Niveau so stark, dass man zum Vollidioten wird, ohne es zu wollen. Ich glaube, die Jungs können nachvollziehen, wie ich das meine. Trotzdem ist einmal im Jahr eine Tour ein Muss!

Hast du eine persönliche Lieblings-Story von den Lites-Touren?

Die erste Story, die mir in den Sinn kommt, ist, dass wir auf dem Heimweg der ersten Tour einen Fahrerwechsel im Van hatten. Plötzlich war unser Sprit alle. Alle sind voll ausgerastet und wir mussten auf dem Seitenstreifen der Autobahn pennen.

FS Bluntslide

Mit wem würdest du sonst mal gerne auf Tour fahren und wo würde es dann für euch hingehen?

Ich würde gern mal mit Paul (Röhrs) und Nepomuk (Herok) in meine Heimat nach Georgien reisen. Denen einfach eine Woche zeigen, woher ich komme. Dabei kommt es nicht wirklich nicht auf Skaten an, sondern auf das Leben dort, die Kultur und das Essen. Vielleicht klappt das ja mal in der nächsten Zeit.

Wo liegen deine Pläne für die Zukunft? Wo siehst du dich in zwei, in fünf und in zehn Jahren?

Geplant habe ich nichts im Leben. Ich bin quasi eine „tickende Zeitbombe“. Vielleicht steh ich morgen auf, hab keinen Bock mehr auf Deutschland und geh in meine Heimat. Vielleicht ist das auch immer ein inneres Hin und Her. Am besten wäre es, in Deutschland zu arbeiten und in Georgien zu leben, weil es dort günstiger ist.

Was ich mir wünschen würde in zwei Jahren? Eine abgeschlossene Ausbildung, mit Skaten um die Welt zu kommen und einen coolen Job zu haben, der mir Spaß macht.

In fünf Jahren: vielleicht Kinder. Die Frage ist nur, ob ich überhaupt die richtige Frau finde! Engel gibtʼs nicht auf der Welt. Also wahrscheinlich doch “forever alone”. Das ist schwer einzuschätzen. Skaten werde ich mit 25 auf jeden Fall noch. Aber jetzt werde ich 21 – und werde immer älter. Da muss ich sehen, wo ich bleibe. Deshalb arbeite ich an einem richtigen Full-Part. Mal sehen, was draus wird. Würde ich bezahlt werden für das, was ich mache, würde ich auch in fünf Jahren noch in Handrails springen können. Dann gäbe es keine Sorgen, arbeiten gehen zu müssen.

Aber ohne finanzielle Förderung muss ich selbst einen Weg finden. Deshalb riskiere ich bis 25 das Skatelife.

Zehn Jahre später, also mit 30, wird es schon höchste Zeit, dass einem klar wird, was man vorhat. Ich glaube nicht, dass ich dann noch jeden Tag Skaten gehen kann. Eher arbeiten und Familie, wie ein „Normalo‟. Wenn keine Familie da sein sollte, geht es bestimmt in meine Heimat zurück.

Das was ich hier gesagt habe, wäre, glaube ich, das Standard-Leben. Aber ich weiß, dass in meinem Leben noch viele verrückte Sachen geschehen werden.

Ich plane nichts. Denn jeder Tag in unserem Leben kann unser restliches Leben komplett verändern. Ich habe keine Angst vor Veränderungen wie viele andere. Hinter YOLO steckt schon etwas Wahres.

Fotos: Dennis Scholz

Interview: Stefan Isbrecht