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Feature

Michael Mackrodt


Der Junge hat’s geschafft! Zumindest lebt er seinen Traum vom Skateboarding, nennt sogar ein eigenes Signature-Deck einer international sehr erfolgreichen Company sein Eigen. Ist das schon die Spitze der Fahnenstange? Sicherlich nicht, aber was wird da noch alles kommen?! Michael ist zum Glück Realist, der genau weiß, wohin seine Reise gehen soll.

Reisen tut er sowieso gerne – und vor allem viel. Da mussten wir uns schon eine Weile auf die Lauer legen, um ihn direkt nach seinem letzten Trip abzufangen. Bevor er sich erneut aufmacht, um den Rest der Welt zu entdecken.

Hallo Michel oder „Michi“?

Hallo, also eigentlich Michael, für meine Freunde bin ich „Michi“ und für meine französischen Freunde bin ich „Mickael“ oder „Micka“! Die Franzosen und die Französisch sprechenden Belgier sagen aber teilweise auch „Micki“. Teilweise kommt es dann auch zu einem „Miischii“, bei denen, die sich dann doch mal ans deutsche „ch“ wagen!

Bist du denn eher mit dem Element-Europa-Team unterwegs oder auch schon mal mit den US-Jungs?

Eigentlich bin ich immer mit dem „Element-Europa-Team“ auf Tour bzw. mit einem Teil davon, weil wir eher selten alle zusammen auf Tour gehen. Da kommt dann schon eine ziemlich große Meute zusammen, wenn alle am Start sind. Dazu kommt der jeweilige lokale Fahrer aus dem Land, in dem wir unterwegs sind. Es kommt dann auch schon mal vor, dass ein paar Amis dazustoßen.

Lieber Bam oder Mike V.?

Kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich eher Bam, der war netter und ich denke, der ist dann auch eher für eine Street-Session zu haben.

Bist du dann eher „der Europäer“ oder ein „echtes Familienmitglied“?

Ich denke, ich bin dann eher der Europäer.

Ist ja schon etwas Besonderes, wenn man als einziger Europäer bei so einer angesagten Company wie Element ein Signature-Deck bekommt, oder wie siehst du das?

Natürlich ist das eine Ehre. Ich hoffe jedoch sehr, dass die anderen bald auch eins bekommen. Ist schon komisch, der einzige zu sein. Auf Tour fahre ich dann auch lieber mal ein Teamboard! Es macht mich natürlich sehr glücklich, dass so tolle Grafiker sich Gedanken um Boardgrafiken für mich machen und tolle Sachen für mich entwerfen. Das hätte ich mir so nie erträumt.

War das lange in Planung oder eine Überraschung?

Es war eine Riesen-Überraschung, dass ich ein Board bekommen sollte. Aber die erste Serie war natürlich geplant, denn bei der “welcome-series” wollen sie immer etwas Persönliches als Grafik benutzen. Bei mir war das zum Beispiel eine Grafik mit drei Tieren, einem Gockel, einem Löwen und einem Bären. Der Gockel steht hier für Frankreich, dort bin ich aufgewachsen, der Löwe für München, der Stadt, in der ich geboren bin, und der Bär für Berlin, meine Wahlheimat.

Als Grafik für dein aktuelles Deck dient eine Gitarre – weil’s gut aussieht oder weil du leidenschaftlicher Klampfenzupfer bist?

Anfangs hatte ich immer eigene Grafiken. Nach einiger Zeit haben sie dann ein „Michi-Board“ in die Ami-Serien eingebaut. Da gab es dann eine Gitarrenserie und ich habe eine Akustikgitarre bekommen, Bam und Mike V. ein krasses Heavy-Metal-Gerät. Sie dachten wohl, dass das am besten zu mir passt. Schön schlicht.

Gibt’s dein Deck weltweit oder „nur“ in Europa?

Meine Boards gibt es „nur“ in Europa. Schließich bin ich im Europa-Team. Das ist absolut ok für mich. Wenn es meine Decks überall gäbe, hätte ich aber natürlich auch nichts dagegen. Bisher habe ich meine Boards aber bislang nur in Deutschland und in Frankreich zu Gesicht bekommen.

In Amiland hat Skateboarding ja eine ganz andere Dimension. Any Auswanderungspläne? Dürfte für dich ja kein großes Problem sein, über deinen Brettsponsor an ein Workvisa zu kommen.

Ich bin hier in Europa eigentlich sehr zufrieden, wie sich alles entwickelt hat. Ich kann ab und zu nach Amiland, um dort zu skaten. Aber wohnen will ich dann doch lieber hier! Also ich denke, das wäre auch gar nicht so leicht, wie du denkst, mit dem Visa, weil ich ja für Europe fahre und sich die Amis nicht wirklich um uns scheren. Ich mein’ jetzt die US-Skate-Medien, nicht Element.

Kommt denn Berlin an L.A. ran?

Also ich bevorzuge Berlin. Im Moment gibt es für mich keine Stadt, in der ich lieber wohne. Die Stadt ist eine perfekte Homebase: Das Leben ist erschwinglich, skateboardtechnisch passiert hier sehr viel, man hat Platz, Kultur, Natur und billige Flüge überall hin. Ich bin da doch zu europäisch.

Ursprünglich kommst du aber aus München.

Ich bin in München geboren, aufgewachsen bin ich jedoch in Paris bzw. in einem Vorort im Westen der Stadt. Dort sind meine Eltern noch vor meinem ersten Lebensjahr hingezogen. 20 Jahre lang habe ich dort gewohnt, bis ich dann nach München gezogen bin. In München habe ich dann dreieinhalb Jahre gelebt und nun bin ich seit etwa sechs Jahren in Berlin. Ich bin mit meiner Freundin hierher gezogen und wohne mit ihr seitdem zusammen.

Ist Berlin das Mekka der deutschen Skateboardszene? Köln war ja mal die Nummer 1.

Es kommt mir so vor, als sei es das geworden, ja. Es gibt hier schon teilweise übertriebene Invasionen von ausländischen Skatern. Erst gestern war ich an einem kleinen Spot Skaten, als auf einmal 22 norwegische Skater aufkreuzten und mit drei Kameras anfingen zu filmen. Das war schon sehr übertrieben!

Was ist gut in Berlin und was suckt?

Mir gefällt in Berlin diese Ruhe und Weite. Man hat Platz und die Freiheit, sich auszudrücken und auszuleben – und noch ist es vergleichsweise billig. Keinen Gefallen finde ich an dem ganzen über-coolen Getue. Also nicht bei den Skatern, sondern eher bei den „Künstlern“.

Mit wem bist du in der Hauptstadt skateboardmäßig wo unterwegs?

Das ist eigentlich immer unterschiedlich. Wenn ich von einer Reise komme, dann gehe ich einfach in die Hasenheide, das ist so ein riesiger Park mit kleinem Skatepark bei mir um die Ecke. Da sind alle super entspannt. Denn wenn ich von irgendeiner Filmmission komme, brauche ich immer erst wieder ein paar Tage, um für mich zu skaten. Da treffe ich mich dann mit dem Berliner Urgestein: Krone, Tobi Flo Bo und den Jungs aus der Nachbarschaft. Wenn wir Streetskaten gehen, dann mit Jan Kliewer, Adam Sello, und mit Maxim Rosenbauer skate ich auch immer gern ... Ach, ich skate mit allen gern. Nur nicht mit zu vielen Leuten auf einmal. Früher bin ich fast nur mit Jan geskatet. Doch in letzter Zeit bleibt er eher in Friedrichshain hängen, die Sau!! Ansonsten sind ja auch meistens Gäste bei mir zu Hause … Also, dann skate ich natürlich mit denen.

Die Bright ist ja auch nach Berlin gegangen. Bist du auch dort? Just for fun – als Skateboarder oder schaust du auch schon mal, was businessmäßig so im Markt passiert?

Ich bin hauptsächlich wegen Element dort. Ein bisschen vorbeischauen und Bekannten „Hallo“ sagen. Wenn es schon mal hier vor meiner Tür ist stattfindet, gehe ich natürlich auch hin. Das neue Element-Europe-Video wird ja auch auf der Bright gezeigt. Da bin ich mal gespannt. Ich werde es ja vorher auch nicht zu sehen bekommen.

Lass mal „Best-off“ spielen, dann muss ich nicht so viel tippen …

Du vor allem … hihi!

Bester Trick, denn du bisher auf einem Skateboard gesehen hast?

Puh, kann ich nicht sagen. Sobald ich einen im Kopf habe, fällt mir ein anderer ein.

Bester Trip so far?

Transsibirische Eisenbahn.

Bestes Geburtstagsgeschenk?

Ein Haustier. Habe ich aber noch nicht bekommen.

Bester Traum?

Fliegen.

Bester Skatespot?

Ganz New York City und Creteil (Paris).

Bestes Food?

Italienisch.

Bester Rat, den dir jemand gegeben hat?

Erst denken, dann reden. Sollte ich mich mal öfters dran halten.

Bester Kinofilm?

Hmmm ...

Beste Wheelsize?

49 mm oder geskatete 50er.

Bestes Videogame?

Autorennen.

Bester Reisebegleiter?

Skateboard.

Bester Club/Bar in Berlin?

Kein Club. Die Admiralsbrücke.

Beste Airline?

Qatar.

Bester Strand?

Biscarrosse in Frankreich.

Bester Freund?

Nenn ich den einen, ist der andere beleidigt ...

Beste Freundin?

Meine Freundin!

Bester Ausgleich zum Skateboarding?

Skateboarding ist mein Ausgleich.

Wie bekommst du Studium und Skateboarding unter einen Hut? Was studierst du eigentlich und mit welchem Ziel?

Ich studiere Sportwissenschaften und stehe seit ein paar Jahren kurz vor meinem Abschluss. Ist gar nicht so leicht, wenn man viel verreist. Das Ziel dabei ist, einen Job nach dem Skaten zu bekommen.

Was bedeutet Skateboarding für dich?

Freiheit, Leidenschaft, Hingabe, Liebe, Schmerz, Glück, ...

Wohin geht die nächste Reise?

Nach Polen auf ein Summer-Camp, danach Skandinavientour und dann Südwest-Frankreich.

Einen Tipp, wie man Jetlag bekämpft?

Im Sommer liebe ich Jetlag. Dann steh ich endlich mal wochenlang um 6 Uhr morgens auf. Gerade im Sommer ist das super. Im Winter: Schlafen, schlafen, schlafen.

Thx to?

You, Element, Bones bearings (24/7), Unitedskateboardartist, planet sports, Independent (urban supplies), search&destroy, meiner Familie, meinen Freunden und besonders meiner Freundin.

Einen klugen Spruch am Schluss, den du allen unter die Nase reiben möchtest?

Ein kluger Mann findet immer Zeit für Dummheiten.

Interview: Maik Giersch
Fotos: Element