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FS Shuv-It
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Feature

Sawadee!!! – Marlon Schollmeier in Bangkok


Stories von der Khao San Road bis zur Rama 8.

Der eisernen Kälte des Berliner Winters entfliehend, setzte sich Marlon Schollmeier in den Flieger, um seinen Homie und Fotografen Burny in Thailands Hauptstadt Bangkok zu besuchen. In der Konstellation waren die beiden so gehypt und produktiv, dass sie gleich ein Interview schossen und zu Papier brachten. Das Ergebnis präsentierten wir euch auf acht Seiten in der aktuellen brettkollegen Issue und jetzt hier in unserem Blog. Sawadee Kah Marlon!

Fotos + Interview: Florian Hopfensperger

Stell dich doch mal vor, Marlon. Die übliche Leier halt. Let’s get it going!

Ich bin Marlon Schollmeier, wohne im Moment in Berlin und komme ursprünglich aus Frankfurt. Zurzeit pendle ich arbeitsbedingt zwischen beiden Städten hin und her. Mit dem Skaten hab ich 1999 angefangen. Das war in Dreieich, in der Nähe von Frankfurt. Dort gab es einen kleinen Skatepark, wo Sascha Müller (ehemaliger deutscher Halfpipe-Champion) quasi gewohnt hat. Seine Crew und er waren immer die großen Jungs, die mich inspiriert haben, mit dem Skaten anzufangen. Die haben mir dann meine ersten Tricks beigebracht und mir ihre gebrauchten Boards verkauft.

Wenn du durch Leute wie Sascha Müller angefangen hast zu skaten, wieso bist du da nicht zum Vert-, sondern zum Street-Skaten gekommen?

Der kleine Skatepark unter der Brücke war ein Street-Park. Da bin ich die ersten ein bis zwei Jahre mit meinem Kumpel Hannes skaten gegangen, bis Sascha uns zur Skatehalle nach Maintal mitgenommen hat. Das war zu dieser Zeit Europas größte Skatehalle und hatte den allerfettesten Street-Parcours. Street-Skaten hat mich schon immer stärker beeindruckt als Transition.

Wann bist du denn dann nach Frankfurt zum Skaten gefahren und hast dort Anschluss an der Skateszene gefunden?

Ich war damals mit meiner Mutter zum Shopping in Frankfurt, ganz zufällig kamen wir an der Hauptwache vorbei. So viele Street-Skater hatte ich vorher noch nie an einem Spot gesehen! Von da an wollte ich nur noch dort hin. Dort habe ich auch meinen besten Homie Leo kennengelernt. Wir haben immer unsere beiden Mütter verarscht, sodass sie dachten, jeder pennt beim anderen, und dann haben wir die Frankfurter Nächte mit unseren Skateboards unsicher gemacht.

Du bist ja ein Mensch, der nicht alles fürs Skateboarding auf eine Karte gesetzt hat. Du hast eine Ausbildung gemacht und bist jetzt Tontechniker. Wie kam es zu dem Entschluss?

Das war nicht immer so. Früher hab ich immer auf sowas geschissen. Ich wollte eigentlich nur skaten, kiffen – und hab darum auch einen schlechten Hauptschulabschluss gemacht. Das war mir zu der Zeit alles egal. Die Kurve hab ich später bekommen. Der Vater von meinem besten Freund hat eine Veranstaltungstechnik-Firma, wo mir ein Praktikumsplatz und dann eine Ausbildung angeboten wurden. Die Ausbildung hab ich geschafft, weil mir der Job super viel Spaß gemacht hat und er ein perfekter Ausgleich zum Skaten war. Dadurch hab ich mich qualifiziert, das „Sound Engineer“-Studium zu machen, für das ich nach Berlin gekommen bin. Das war ein großer Sprung in meinem Leben.

Hatte der Umzug nach Berlin für dich skatetechnische Vorteile?

Skatemäßig hat mich Berlin enorm weitergebracht. Das liegt an dem Umfeld, in dem man sich bewegt. Wenn man mit Skatern unterwegs ist, die total krass sind und den ganzen Tag irgendwelche brutalen Sachen machen, dann sieht man, dass es möglich ist. Das ist dann kein Videopart, in dem alles aussieht, wie im Himmel. Du siehst, dass es wirklich funktioniert. Dann versuchst du es selbst – und irgendwann klappt es. Ein perfektes Beispiel ist die Skatehalle Berlin: Die ganzen kleinen Kids, die dort mit dem Skaten angefangen haben, sind alle total krass. Die Jungs sind teilweise erst elf Jahre alt und machen erstmal einen FS Feeble das große Rail runter. Das würden die nicht machen, wenn die in irgendeinem Dorf anfangen zu skaten. Der Hype in Berlin nimmt dich einfach mit. Man pusht sich gegenseitig.

Ich sehe dich als Reiselustigen und als jemanden, der einen Ausgleich zum Alltag braucht. Du bist ja auch extra nach Bangkok gekommen, um für dein Interview zu arbeiten. Was bewegt bzw. motiviert dich dazu?

Es gibt verschiedene Gründe. Ein Grund ist, dass ich versuche, mich irgendwie immer etwas weiterzuentwickeln und nicht an einem Punkt stehen zu bleiben. Ich muss mir jedoch eingestehen, dass das bei mir in Berlin nicht immer der Fall war. In letzter Zeit hab ich um mich geschaut und gemerkt, dass gar nicht so viel passiert und dass alle jeden Tag den gleichen „Scheiß“ machen. Eigentlich hab ich immer Bock, neue Sachen und Kulturen kennenzulernen. Letztes Jahr war ich zum ersten Mal in Thailand und hab gemerkt, wie super hilfsbereit und offen die Menschen miteinander umgehen. Wenn man einen Fremden um Hilfe fragt, nimmt der sich die Zeit, dir irgendwie Antwort zu geben. Der andere Grund ist, dass es hier eine total große gesellschaftliche Akzeptanz gibt. Sei es Homosexualität oder Behinderung – das ist hier in der Gesellschaft einfach total akzeptiert. Das kann ich jetzt von Deutschland, abgesehen von Berlin, nicht unbedingt behaupten.

Was gefällt dir denn skatemäßig an Bangkok, dass du dich jetzt entschlossen hast, noch einmal hierherzukommen?

Der ausschlaggebende Grund, noch einmal zu kommen, war eigentlich nicht, auf Teufel komm raus ein Interview zu schießen, sondern dass ich letztes Jahr auf Koh Phangan die beste Zeit meines Lebens hatte. Das lag vermutlich daran, dass ich alleine unterwegs war. Das hat mir so viel Freiheit gegeben, wie noch nie in meinem Leben. Als ich nach Hause kam, habe ich direkt angefangen zu sparen, um so schnell wie möglich wieder zurückzukommen. Ich habe wortwörtlich jede Nacht von meinen Erlebnissen hier geträumt. Und natürlich vom Skaten hier in Bangkok! Die Stadt ist voll mit Spots, du kennst gefühlt jede Ecke hier und du hast für jeden Trickwunsch den passenden Spot am Start. Ohne dich hätte ich hier nicht viel gesehen.

Auf Reisen passieren auch die einen oder anderen absurden Dinge. Erzähl doch mal von deinem Ladyboy-Erlebnis letzte Woche und warum du jetzt „Khaosan-Road-Verbot“ hast?

Letzte Woche hatte ich noch ein Apartment auf der der Khaosan Road, der berühmten Touristen-Backpacker-Straße. Ich war in der Mustache-Bar bis sechs Uhr morgens feiern und kam dann irgendwie kurz vor Sonnenaufgang nach Hause. Ich torkelte stockbesoffen zurück ins Apartment, und auf einmal kommt von hinten eine Hand und fasst mir an meinen Genitalbereich. Ich war schockiert. Ein Ladyboy stand vor mir und nahm mir mein Handy aus der Hand. Ich dachte nur: „Ey, was geht?“ Sie meinte: „Gib mir 2.000 Baht (55 EUR) und dann bekommst du es wieder.“ Ich war total im Film und sagte, dass sie einen „Haufen Scheiße“ von mir bekommt. Sie drohte mir mit der Mafia und dass die mich umbringen würden, wenn ich nicht zahlte. In dem Moment kam ich richtig ins Schwitzen. Ich hab kaum über mein Handeln nachgedacht, riss ihr das Handy aus der Hand, schubste sie weg und rannte um mein Leben. Jetzt kann ich mich in dieser Area nicht mehr blicken lassen, befürchte ich. Ich hatte ihr nämlich samt meinem Handy versehentlich auch noch ihre Zigarettenschachtel abgezogen, und in der steckte ihre Kreditkarte.

Erzähl mal von deinem Highlight, dem Fakie Front Crooks Fs Flip out, am legendären Rama-8-Spot!

In Berlin habe ich letztes Jahr an den Bänken den Fakie FS Crooks gelernt. Ich habe direkt gefühlt: Wenn ich richtig drin stehe und mit der richtigen Körperlage rausgehe, dann geht da noch mehr. Also hab ich den FS Flip out geübt und geübt, aber es wollte nicht wirklich klappen. Doch ich wusste, dass es irgendwann funktionieren würde. Als ich dann ein paar Mal an den Rama-8-Curbs Fakie Front Crooks rein bin, dachte ich mir nur eins: Burny, wir müssen den hier schaffen und ich werde alles dafür geben, dass die Sequenz im Interview sein wird. Long Story short: Es hat mich insgesamt drei Tage und bestimmt 400 Trys gekostet. Jetzt, gerade heute, als wir das letzte Mal da waren, habe ich es noch ein paar Stunden lang versucht und versucht, bis ich nicht mehr konnte. Wir sind dann zum 7-Eleven und haben erstmal was getrunken. Ich war eigentlich schon im Nachhauseweg-Modus, als du meintest: „Wollen wir den nicht noch einmal versuchen? Jetzt sind wir schon hier.“ Und – tatsächlich! – diesmal klappte er, direkt beim achten Versuch. Ich war auf einmal in der richtigen Lage, mit dem Fuß drin, hab das Ding rausgeflippt, stand drauf – und bin weitergefahren! Wir haben uns bloß angeguckt und dann beide voll abgefeiert. Es war einfach der allerperfekteste Abschluss für dieses Interview!

Jetzt, wo du das Interview erfolgreich beendet hast, kann es ja vom Großstadtdschungel in den richtigen Dschungel gehen. Wie geht die Reise weiter? Du bist ja noch Electro DJ, wie ich gehört habe. Legst du auch hier in Thailand auf?

Nachdem ich ein Jahr lang von Koh Phangan geträumt hatte und es da auch viele geile Clubs gibt, die relativ gute Musik spielen, habe ich jetzt ein bisschen Vorarbeit geleistet, alle kontaktiert und Mixtapes verschickt. Ich bin mit zwei, drei Clubs in Kontakt – und in einem habe ich nächste Woche einen Auftritt. Ich fliege in ein paar Stunden los. Dann kann die gute Zeit der Freiheit losgehen.

Marlon fährt für Titus Frankfurt, Lites Trucks und DC Shoes

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