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Erstellt von T. Gentsch | News

Skateparks unter die Lupe genommen | Dülmen


Wie man fast eine halbe Millionen Euro verbraten kann!

Das Bild des klassischen Skateparks hat sich in den letzten zehn Jahren stark weiterentwickelt. Statt mit langweiliger Fertigbauweise bauen die meisten Städte und Kommunen neue Parks unter Einbeziehung der gestiegenen Bedürfnisse der Skateboarder und deren Wünschen. Das ist wichtig, denn wenn eine Kommune schon viel Geld für einen neuen Park aus Ortbeton investiert, sollte das Ergebnis längerfristig nutzbar und vor allem auch für Skateboarder jeder Alters- und Könnenklasse interessant bleiben. Nun kommen für den Bau eines solchen Parks einige wenige aber dennoch essentielle Faktoren zum tragen, die über den Erfolg, sprich einer Annahme durch die Nutzer, entscheiden. Skateboarder sollten in die Planung involviert werden, ein Planungsbüro sollte umsetzbare und sinnvolle Pläne der Konstruktionen erstellen und eine erfahrene Betonbaufirma das Ganze umsetzen. Der Ende 2018 eröffnete Skatepark in Dülmen, einer kleinen Gemeinde zwischen Münster und Marl, soll uns in diesem Park Check-Out als Beispiel dienen, was man alles bei einem solchen Projekt falsch machen kann!

Als die Planung noch in den Kinderschuhen steckte, sah es zunächst so aus, als könnte Dülmen ein neuer Anlaufpunkt für Skater vom Nördlichen Ruhrgebiet bis hinter Münster werden. Schier die Größe des Areals bot gefühlt grenzenlose Möglichkeiten und die Chance, hier wirklich etwas für jedermann Geschmack zu bauen. So sahen die mit den Locals erstellten Pläne auch äußerst verheißungsvoll aus und ab dem ersten Spatenstich stieg die Vorfreude auf die Eröffnung von Tag zu Tag – bis zu dem Zeitpunkt, als sich die ersten Ledges und Rails abzeichneten.

In Dülmen merkten erfahrene Skateboarder schon sehr früh, dass das Alles nicht besonders gut werden könne. Wer schon einmal einen Skatepark in seiner Bauphase besucht hat, wird auch gesehen haben, dass Rails und Ledges stets zuerst gebaut werden. Zu diesem Zeitpunkt kann man dann schon erahnen, was zu hoch, zu niedrig, zu steil oder zu flach werden wird. In Dülmen hat man an so ziemlich jedem Obstacle alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Also, Downrail zu niedrig, straight Rail aus der Bank zu hoch und kurz, Ledges viel zu niedrig, vor allem auch im Abgang und nicht anfahrbar – zumindest wenn man sich nicht umbringen will. Das große Rail kann man nur von einer Seite anfahren, da auf der anderen der Bowl ist. So könnte man jedes Obstacle beschreiben, aber das sparen wir uns an dieser Stelle mal.

Wer hier an welcher Stelle versagt hat, lassen wir mal dahingestellt. Schließlich kann man sich ja die Bilder anschauen und jeder, der auch nur ein bisschen Ahnung hat, weiß, dass Hubbas, dieser Art einfach nicht fahrbar sind. Was man aber, ganz abgesehen von den Obstacles, durchaus hätte richtig machen können, wäre ein gerader Boden gewesen. So ist der Park nicht nur in eine Richtung abschüssig, sondern darin auch noch „getwistet“. Antoni, der wahrscheinlich einzige Skater, der überhaupt mal am Rail (bzw drüber) geskatet ist, hatte große Probleme nach dem Late Shove-It weiterzufahren, da die Landung bergauf geht. "Die Verarbeitung ist unter aller sau", bescheinigt auch Christian Krause, der sogar seine Bachelor Arbeit zum Bauingenieur über den Park verfasst hat. "An den Ledges wurde nachträglich unterhalb der Kante etwas mit grobem Beton anbetoniert, sodass man zum Beispiel bei Nose- oder Tailslides sofort mit der Rolle steckenbleibt. Zudem wurden Deh- und Sollbruchfugen von bis zu 5 cm erstellt, die stark ausbrechen und im Nachhinein mit einer Blechschiene repariert wurden - was in einem Skatepark mit der Anforderung an eine glatte Oberfläche ein "No-Go" ist!".

Dülmen ist ein sehr schönes Beispiel dafür, was passiert, wenn in die Planung Skater, BMXer und Scooterfahrer mit einbezogen werden und man gleichzeitig versucht, den Wünschen Aller Rechnung zu tragen ohne sich dabei auf Kompromisse einzulassen.„Hier haben ganz klar zu viele Köche den Brei verdorben“ sagt Local Tim, der hinzufügt, dass der Park definitiv nichts für Anfänger (auf dem Skateboard) ist. Christian fügt hinzu, dass "man sich ein fachkundiges Skatepark Plaungsbüro hätte dazuholen sollen, welches sich in zeitgemässer und sinnvoller Planung auskennt. Es scheint, als hätte nur bei dem Bowl jemand aufgepasst, da im Street Bereich Planung und Umsetzung eine Katastrophe sind und sowas heute nicht mehr passieren sollte!" Mehr muss man eigentlich nicht hinzufügen!

Wichtige Fakten über den Park in Dülmen:

Adresse: Nordlandwehr 99, 48249 Dülmen

Planung: Maier Landschaftsarchitektur

Bau: Goodcrete Construction / Minus Ramps (Bowl only!)

Größe: 2000qm

Bauzeit: etwa 1 Jahr

Scooteraufkommen: Sicher mehr als Skateboarder

Unsere Fahrer geben dem Park: 2 von 10 Punkten (nur wegen dem Bowl)