Skip to main content
Headerbild
 
Erstellt von T. Gentsch | News

Skateparks unter die Lupe genommen | Hengelo / Niederlande


Neuer Concrete Park direkt hinter der niederländischen Grenze

Fotos & Text: T. Gentsch

Betrachtet man sich die Entwicklung von Skateparks in Deutschland in den letzten zehn Jahren etwas eingehender, stellt man schnell fest, dass sich unglaublich viel auf diesem Sektor getan hat. Vor fünfzehn Jahren erreichte eine regelrechte Schwemme von neuen Parks unsere Breiten, die allerdings aus Fertigteilen bestanden und eher für Inliner als Skater geeignet waren. Man darf gar nicht hinterfragen, wie viele Gelder so "verschwendet" wurden, aber zum Glück fand irgendwann ein großes Umdenken bei den Verantwortlichen in Städten und Gemeinden statt.

Zu Beginn des kommunalen Baus von Skateparks existierten keine entsprechenden Firmen, die von Skateboardern betrieben wurden. Skateparks wurden über Spielgerätefirmen verkauft, da sie die einzigen waren, die solche Produkte überhaupt anboten. Erst Ende der 1990er Jahre traten Firmen wie IOU-Ramps in den Markt ein und man konnte erstmalig perfekt gebaute Skateparks aus Holz bekommen – geplant und gebaut von Skateboardern.

Einhergehend mit einem gestiegenen Interesse an Beton- und Bowlparks Anfang des neuen Jahrtausends traten Firmen wie Minus-Ramps in den Markt ein und begannen erstmals, Skateparks aus Ortbeton zu bauen. Ortbeton bedeutet, wie der Name schon vermuten lässt, dass aus angeliefertem Beton ein Park individuell geformt wird. Gepaart mit einem verstärktem Einsetzen der „DIY-Kultur“ sprossen so auf einmal ganz neue Baufirmen wie Yamato Living Ramps oder Anker Rampen aus dem Boden; Baufirmen die sich einzig auf den Bau von Skateparks spezialisiert haben und von Skateboardern betrieben werden.

So veränderte sich in den letzten zehn Jahren das klassische Bild eines Skateparks stark. Der Markt passte sich den gestiegenen Ansprüchen und Bedürfnissen der Skateboarder an und Skateparks wurden nicht mehr einfach nur eingekauft – sondern mussten zunächst einmal geplant werden. Ebenso wie Jahre zuvor bei den Baufirmen etablierten sich Fachplanungsbüros wie DSGN CONCEPTS oder LNDSKT, betrieben von Skateboardern, die analog zu den vorhandenen Flächen individuelle Skateparks entwerfen. Und siehe da: In den letzten fünf Jahren ist Beton in Deutschland fast ausschließlich sinnvoll geflossen. Jeder Park ist ein Unikat für sich und man hat sich zum Glück weit von den Zuständen zu Beginn des neuen Jahrtausends entfernt.

Doch nicht nur in Deutschland werden momentan viele zeitgemäße Parks aus dem Boden gestampft. Auch bei unseren Nachbarn in den Beneluxstaaten sprießt eine Betonlandschaft nach der anderen aus der Erde und da gerade die Niederlande für Viele sehr schnell zu erreichen sind, wollen wir euch in Zukunft vermehrt auch Parks aus dieser Region vorstellen. Nachdem wir vor zwei Jahren schon die NOORD Halle eingehend präsentiert hatten, geht es nun mit dem grenznahen Hengelo weiter.

Die mit 80.000 Einwohnern eher kleine Stadt im Schatten Enschedes besticht schon beim Verlassen der Autobahn A1, die in Deutschland in die A30 übergeht und eine gute Anbindung für Skater aus der Region Rheine/Osnabrück bedeutet, mit einem typischen Aufbau einer mittelgroßen holländischen Stadt. Ein einladendes Stadtbild, bestehend aus einer bunten Mischung von sowohl alten, als auch modernen Gebäuden, lädt direkt zum Verweilen und Schlendern ein. Das mag vor allem auch für eure Eltern interessant sein, die so einen Ausflug zu einem Skatepark mit einem Stadtbummel verbinden können. An dieser Stelle lässt sich auch direkt ein gravierender Unterschied zu vielen deutschen Städten und deren Parks erkennen, die sich (leider) oftmals eher dezentral befinden.

In Hengelo befindet sich der Skatepark direkt neben dem Hauptbahnhof und somit im direkten Stadtzentrum. Wo in Deutschland Lärmschutzwände gezogen werden, denkt man sich eben in Holland einfach „hier ist ne Straße, da eine Bahnstrecke, warum nicht auch den Skatepark dazwischen integrieren?“. Will sagen, man wird das Gefühl nicht los, dass man in den Niederlanden die Skater in das Stadtbild einbeziehen mag und sich nicht kleinbürgerlich mit dem Thema Skatepark befasst. Betrachtet man alle unsere zuvor vorgestellten Parks, fällt nämlich eben genau das auf: Die Parks befinden sich stets mindestens 500 Meter von den nächsten Häusern entfernt und so wird es eben schwer, sie in ein urbanes innerstädtisches Leben zu integrieren.

Wie dem auch sei, in den Niederlanden geht das anscheinend ganz gut. Nebst der schon beschriebenen perfekten Lage, gerade für Bahnreisende, bezog das Planungsbüro dsgn-Concepts aus Münster auch die Locals eng in die Findungsphase eines perfekten Designs mit ein. Das hatte im Nachhinein sicher nicht nur positive Auswirkungen, allerdings kann man bekanntlich nie jeden zufriedenstellen. Grundsätzlich ist erstmal aber alles „Nötige“ vorhanden, wie man auf den Bildern unschwer erkennen kann. Leider wirken die Dimensionen mancher Obstacles etwas „verdreht“, sprich, wo ein Rail zu hoch ist, ist die Ledge daneben zu niedrig – oder umgekehrt. Somit gestaltet sich das Ganze als etwas gewöhnungsbedürftig, was jedoch nicht zwingend negativ ist. Das „Scooter-Kids Problem“ stellt sich leider auch in Hengelo, allerdings müssen die ja auch am frühen Abend heim und ab dann steht entspannten Sessions nichts mehr im Weg.

Unterm Strich kann man also sagen, dass in Hengelo alles richtig gemacht wurde. Egal ob man Ledges, Rails oder Manuals fahren will, für jede Art von Vorliebe findet sich ein Obstacle, an dem man sich nicht direkt tötet. Durch das individuelle Design wird man in Hengelo auch nach einigen Jahren mit Sicherheit immer noch Spaß haben und wenn das umliegende Areal mit Rasen und Bäumen erstmal final begrünt ist eine wahre Augenweide von Park vorfinden. Wer also mal wieder einen Ausflug in eine niederländische Grenzstadt plant, sollte Hengelo definitiv auf dem Schirm haben – es lohnt sich!

Wichtige Fakten über den Park:

Planung: DSGN CONCEPTS / SkateLAB NL / Buro Lubbers

Bau: Nine Yards Skatepark Co.

Größe: 1000qm

Bauzeit: 6 Monate

Unsere Fahrer geben dem Park: 8 von 10 Punkten