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Erstellt von T. Gentsch | Feature

Skateparks unter die Lupe genommen | NOORD Amsterdam


Amsterdams neues Schmuckstück im Test

Schon bevor die neue Halle in Amsterdam am 24.7.2017 offiziell eröffnete, rankten sich so manche Mythen um einen neuen "Superpark" in der niederländischen Metropole. Der Park würde das absolute "Non-Plus-Ultra" eines Skateparks werden, die Eröffnung vom kompletten Nike Team mit einer Demo bereichert und die Halle fortan der neue "Park-Mittelpunkt" des westlichen Europas werden. Das mussten wir natürlich selbst beurteilen, ganz besonders nach dem Clip, der von der Eröffnungsdemo im Internet auftauchte. Dank unserer guten Verbindungen zu Rob Roulaux, seines Zeichens einer der Erbauer dieses Parks und Fotografenkollege, hatten wir mit einer kleinen Crew von Titus Shopridern und Tornados Teamriderin Candy Jacobs einen Montag lang die Halle ganz für uns alleine und konnten so den Park auf Herz und Nieren testen. 

Fotos & Text: T. Gentsch

Haben wir über die Sommermonate einige neue Betonparks unter die Lupe genommen, begeben wir uns nun passend zur Jahreszeit in überdachte Locations, sprich Indoor-Parks. Da hat sich in Deutschland in den letzten Jahren eher wenig getan. Sicher, die Dichte an Skatehallen könnte weitaus schlechter sein. Denk man zum Beispiel an die Neunziger, waren Mönchengladbach, Münster und Hamburg die einzigen Städte, wo man als Skater überhaupt ein Dach über dem Kopf hatte. Die Zeiten sind zum Glück lange vorbei, allerdings ist es auch schon Ewigkeiten her, dass mit großem "Tam-Tam" ein neuer Indoor Park in Deutschland eröffnet wurde. Vor allem einer, den man sich nicht mit BMXern, Scooter Kids und Inlinern teilen muss. Zwar tragen diese drei Gruppen sicherlich maßgeblich zum Überleben vieler Hallen bei, bringen aber zwei extreme "Negativ-Faktoren" mit sich.

"Die NOORD Halle ist für mich momentan definitiv die beste Halle in Europa, super clean, aufgezogen von super Typen und Amsterdam ist immer eine Reise wert!" - Hendrik Kaczmarek

 

Da wäre zum einen einfach nur das "gemeinsame" Fahren an sich. Scooter Kids haben keinen Plan, wo sie nicht rumstehen sollten, wo ein Skater mit hoher Geschwindigkeit landen und weiterfahren wird und dass Skater nach einem gestandenen Trick vielleicht auch gerne mal "weiter fahren", sprich sich eine Line ergibt. Das können BMXer sicherlich besser einschätzen, wiederum ist diese Gruppe aber auch sehr schnell unterwegs und ein Zusammenstoß mit einem Biker alles andere als ungefährlich. Inliner stinken einfach nur, sind allerdings zum Glück auch fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden.

"Die NOORD Halle war wie in einem schönen Traum, in dem es sogar hydraulisch verstellbare Curbs bzw Ledges gab. Ein Muss für jeden Amsterdambesuch!" - Martin Huppertz

Der zweite "Negativ-Faktor", der zugleich der bedeutendere ist, ist der, dass Hallenbetreiber eben auch diese drei Gruppen "bedienen" müssen. Das heißt, dass eben auch hohe Quarters, Spines und am besten noch ein Kicker-Platform-Bank Obstacle in der Halle vorhanden sein muss. Ich will garnicht wissen, wie oft ich den Satz "ja aber wir müssen ja auch etwas bauen, wo alle ihren Spass haben können" schon gehört habe. Das hat natürlich zur Folge, dass es in unseren Breiten äußerst schwierig ist, eine echte "Street-Halle" zu bauen und zu betreiben. Einzigstes gelungenes Beispiel ist der Shelter in Berlin, allerdings gibt es in der Hauptstadt auch genügend Skater, die den Park am Leben erhalten.

"Die Session war auch für mich der erste Besuch in der Halle und ich werde die zwei Stunden Zugfahrt diesen Winter wohl öfters auf mich nehmen. Die Halle ist einfach perfekt!" - Candy Jacobs

Bei unseren niederländischen Nachbarn sehen die Dinge zumindest gefühlt häufig anders aus. In vielerlei Hinsicht. Hast du dir schonmal überlegt, wie viele Niederländer in den letzten Jahren von namenhaften US-Companys in die Pro-Ränge befördert wurden? Wieger van Wageningen, Rob Maatmann und Daan van der Linden fallen einem sofort ein und man darf sich fragen, warum ein Land mit 17 Mio Einwohnern so viele gute Skater hervorbringen kann. Ein Grund hierfür mag sicher eine moderne Architektur sein, allerdings gibt es in Holland sicher auch ähnlich viel Kopfasteinpflaster wie in Deutschland. So kann es also sehr gut sein, dass Skateparks und vor allem deren Güte mitentscheidend für die hohe Anzahl an guten niederländischen Skatern sind. Skatern, die nicht nur durch Contest-Siege, sondern vor allem auch Videoparts auf sich aufmerksam machen!

"Ich bin noch nie eine Halle geskatet, die ein solches "real street" Flair hatte!" - Wanja Bach Für mich ist die Halle Berrics 2.0! Sie ist einfach unglaublich geil zu Skaten. Der Flow ist in keiner Halle besser als in der Noord Halle!" - Mika Möller

Solche Parts filmt man grundsätzlich auf der Straße und hier kommen "Street-Orientierte" Parks ins Spiel. Sie bieten die Möglichkeit, Tricks an Curbs, Ledges, Hubbas und Handrails zu üben, um sie später auf der Straße "richtig" umzusetzen. Dabei macht es nur Sinn, wenn dementsprechnd die Curbs und Ledges ebenfalls aus den Materialien gefertigt sind, wie man sie auf der Straße vorfindet, sprich Stein oder Marmor. Schaut man sich die Overview Bilder der NOORd Halle an, wird man im ersten Moment vielleicht auch denken "die Halle ist ja komplett leer". Dieser erste Eindruck ist allerdings sehr subjektiv, was man sofort merkt, wenn man einmal durch den Park gepusht ist.

Weniger ist eben manchmal mehr. Und es gibt nichts schöneres, als in einer Halle Raum zu haben, Raum, den man zum Anfahren, aber auch zum Flatskaten nutzen kann. Zudem sind die Obstacles in der NOORD Halle nicht nur angenehm flach gehalten, sondern man hat auch peniebel darauf geachtet, "echte Streetspots" bestmöglich nachzubauen.

Das ist in Amsterdam perfekt gelungen - und zwar bis ins Detail. So ist zum Beispiel die Mülltonne absolut identisch mit den Tonnen, wie sie früher im LOVE-Park aufgestellt waren. Die Curbs bzw Ledges haben Kanten und Deckplatten, die aus genau dem selben Material wie die Curbs am MACBA sind. Die Ledge "auf Säulen" entspricht dem Synagoge Rail in Miami, die Banks, an denen Mika den Fs Boneless macht, den "Gorge de loup" Banks in Lyon, die roten Curbs mit ihren "Einfahrten" den Bürgersteigen LA´s und so weiter. Hier wurde also bis ins kleinste Detail darauf geachtet, echte Spots nachzubauen und sogar die selben Materialien zu verwenden. Herausgekommen ist dabei ein Skatepark, der keine Wünsche eines Streetskaters offen lässt!

"Neben des unglaublich guten und cleanen Parcous lohnt sich ein Besuch der Halle auch schon wegen der gastfreundlichen Holländer!" - Marius Kolkmeyer

Wichtige Fakten über den Park:

Eröffnet am:

24.07.2017

Adresse:

Aambeeldstraat 12

1021 KB Amsterdam                   

Niederlande

Öffnungszeiten:

Täglich: 14.00-22.00 Uhr

Samstag: 10.00-22.00 Uhr

Montag: Ruhetag

Anreise mit dem Auto:

Bei der Beschreibung, wie man mit dem Auto zur Halle kommt, gehen wir jetzt einfach mal davon aus, dass ihr von Deutschland aus in Richtung Amsterdam unterwegs seid. Wir reisten von Münster aus an und ab Enschede war Amsterdam auch durchgehend ausgeschildert. Das ist nicht von Überall aus der Fall und man sollte sich vor dem Start ruhig mal eine Karte ansehen, um nicht über 3 Umwege in die Hauptstadt zu fahren. Heutzutage kann man natürlich auch einfach das Navi anschalten, aber es hat ja nicht zwingend jeder auch ausländische Karten darauf. Hat man Amsterdam erreicht, begibt man sich auf den A10 Autobahnring in Richtung Amsterdam Noord. Dann nimmt man die Ausfahrt Volendam, biegt oben nach links ab und folgt dem Nieuwe Leeuwarderweg (s116) für etwa 2 Kilometer. Danach nimmt man wiederum die Ausfahrt Noord s118, fährt erneut links und für etwa einen Kilometer durch ein Industriegebiet. Kurz vor Ende der Straße Johan-van-Hasseltweg biegt man rechts ab, nimmt die nächste Möglichkeit links und steht vor einem großen Parkplatz mit Schranken. Fährt man auf diesen, befindet sich die Halle zur rechten Hand in der Gebäudeecke. 

Anreise mit der Bahn:

Mit dem Zug gestaltet sich die Anreise überraschend schnell und unkompliziert. Von Münster aus benötigt man inklusiver der Busfahrt vom Amsterdamer Hauptbahnhof etwa 3,5 Stunden, was kaum langsamer als mit dem Auto ist. Gleiches gilt, wenn man in Köln in den Zug steigt. Von der Amsterdam Centraal Station muss man zwar ein paar hundert Meter zu Busterminal laufen, was aber in der grachtendurchzogenen Stadt alles andere als langweilig ist. Dann nimmt man von Amsterdam Centraal den 32iger Bus in Richtung Buikslotermeerplein, steigt an der Haltestelle Johan van Hasseltweg aus und muss dann noch etwa 700m laufen (oder pushen). Das kann bei schlechtem Wetter vielleicht etwas nervig sein, aber man hat schließlich auch ein großes Ziel vor Augen!

Essen und Trinken:

Für die Verhältnisse einer Skatehalle kann NOORD mit einem sehr schönen Cafe und einer anständigen Bar aufwarten. Hier gibt es nicht nur frisch gezapftes Bier, sondern auch die üblichen Snacks, die man in einer Skatehalle gewöhnlich bekommt. Sehr schön ist auch, dass man durch eine große Scheibe das Treiben auf der Fläche beobachten kann. Braucht man etwas "richtiges" zu essen, empfiehlt sich der nur wenige hundert Meter den Gedempt Hamerkanaal runter gelegene Jumbo Supermarkt. Der bietet nicht nur die üblichen Waren, sondern auch die Möglichkeit, sich an kleinen "Ständen" von Pizza bis Sushi ein Essen frisch zubereiten zu lassen; zu einem sehr moderaten Preis. Im angrenzenden Speiseraum kann man diese dann verzehren. Ein solches Model hatten wir noch nie zuvor gesehen und die gesamte Truppe war begeistert von Preis und Leistung!

Fazit:

Betrachtet man unseren Tagestrip von Münster nach Amsterdam in die NOORD Halle, darf man ohne Umschweife sagen, dass sich die Sache mehr als gelohnt hat. Zwar saßen wir insgesamt etwa 6 Stunden im Auto, aber es hat sich definitiv rentiert. Abgesehen davon, dass Amsterdam immer eine Reise wert ist, bekommt man eine Halle unter die Rollen, die äußerst modern ist und Fahrspass für Jung und Alt bietet. Die Betreiber sind äußerst freundlich und wir hatten von Anfang an das Gefühl, gern gesehene Gäste zu sein. Alle Beteiligten des Trips waren hellauf begeistert und froh, die Reise auf sich genommen zu haben. Besonderer Dank gilt zudem Rob Roulaux, der uns an einem Ruhetag Zutritt zur Halle ermöglich hat. Wir kommen auf jeden Fall wieder!

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