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Erstellt von T. Gentsch | News

Skateparks unter die Lupe genommen | Skatepark Bonn


Einer der besten neuen Parks in Deutschland

Skatefotos: T. Gentsch
Parkfotos: Anker Rampen

Betrachtet man sich die Entwicklung von Skateparks in Deutschland in den letzten zehn Jahren etwas eingehender, stellt man schnell fest, dass sich unglaublich viel auf diesem Sektor getan hat. Vor fünfzehn Jahren erreichte eine regelrechte Schwemme von neuen Parks unsere Breiten, die allerdings aus Fertigteilen bestanden und eher für Inliner als Skater geeignet waren. Man darf gar nicht hinterfragen, wie viele Gelder so "verschwendet" wurden, aber zum Glück fand irgendwann ein großes Umdenken bei den Verantwortlichen in Städten und Gemeinden statt.

Ein möglicher Auslöser könnte gewesen sein, dass mehr und mehr DIY Projekte in Deutschland entstanden und man realisierte, dass Skateboarder "solcher" Art von Parks alles andere als abgeneigt gegenüberstehen - ganz im Gegensatz zu "Katalog-Rampen". Ein weiterer und auch eindeutiger Grund ist sicher auch die Tatsache, dass sich mehr und mehr Skater, und zwar gerade auch die, die schon in DIY Projekten ihre ersten Erfahrungen gesammelt haben, mit eigenen Baufirmen und Planungsbüros selbstständig gemacht haben. Gute Beispiele hierfür sind Yamato Living Ramps, Minus-Ramps, DSGN CONCEPTS oder Anker Skateboard Rampen. Hinter all diesen Firmen stehen Skateboarder und zwar solche, die auch immer noch aktiv auf dem Brett unterwegs sind. Und siehe da: In den letzten fünf Jahren ist Beton in Deutschland fast ausschließlich sinnvoll geflossen. Jeder Park ist ein Unikat für sich und man hat sich zum Glück weit von den Zuständen zu Beginn des neuen Jahrtausends entfernt.

Um einen adäquaten Artikel über den neuen Skatepark in Bonn zu schreiben, kann und sollte man die Historie der Bonner Skateszene kurz eingehender betrachten. Es gibt wohl kaum eine Stadt in Deutschland, die eine derart bewegte und facettenreiche Historie in Bezug auf Skateboarding aufweisen kann, wie unsere ehemalige Hauptstadt. Ja, Bonn war mal Hauptstadt der Bunderepublik, auch wenn die Stadt mit ihren damals nur 400.000 Einwohnern lange nicht die Größte des ehemaligen West-Deutschlands war. Als ich 1990 eine meiner ersten Monster Magazine mit dem Bonn City Report in den Händen hielt, war schnell klar: Da muss ich hin! Bonn war und ist einfach anders und hat Spots zu bieten, die es so in Köln einfach nicht gab. Dorthin zu gelangen war für mich als Porzer kein Problem, schließlich liegt dieser Ortsteil Kölns genau zwischen den beiden Städten. So ging es alsbald mit der S-Bahn nach Siegburg und dann mit der Straßenbahn 66 in Richtung Bonner City.

Hier tat sich für einen jungen Skater eine völlig neue Welt auf. Im Gegensatz zu Köln beschlich einen sofort das Gefühl, sich in einer Stadt von Welt zu befinden, mit anderer Architektur, als man sie aus der Domstadt gewohnt war. Die Linie 66 durchquerte damals das Regierungsviertel und nahezu alle Spots aus dem damaligen City Report ließen sich mit der Bahnline erreichen. Stadthaus, Bonner Loch, der Kaiserbrunnen und die Banks und die Brücke in Ramersdorf wurden schnell zu Hotspots. Als Mitte der Neunziger der U-Bahnhof Heusallee neugestaltet wurde, gab es kaum einen (Winter-) Abend, den wir nicht an diesem Spot verbachten. Auch was Rampen angeht, sah es in Bonn oftmals besser als in anderen Städten aus. In Bad Godesberg gab es an der Riga, der Rigalschen Wiese, eine echt gute Miniramp sowie einige Street-Obstacles, und in der Rheinaue wurde Anfang 1992 eine der größten Halfpipes (mit Spine) Europas errichtet. Mit dem "Skaterpark 2000" eröffnete 1996 eine Halle in Bonn-Tannenbusch und kurz nach deren Schließung zog es die Skater an den „US Embassy Club“ oder auch einfach den „Ami-Club“. Der befand sich auf dem ehemaligen Gelände der US-Amerikanischen Botschaftsangehörigen und sollte für die folgenden 10 Jahre der Hauptspot der Bonner Szene werden. Irgendwann war jedoch auch hier Schluss und 2014 folge, was zu dem Park führte, den wir an dieser Stelle vorstellen: Die Initiative Beton für Bonn wurde gegründet.

Eine „Initiative“ gründet man jedoch nicht aus Spaß an der Sache. Schnell wurde klar, dass man nicht einfach eine halbe Million Euro von der Stadt Bonn zu Verfügung gestellt bekomme. Zudem stritten sich die Stadt respektive das Sport- und Bäderamt mit den Verantwortlichen im Stadtteil Beul um (finanzielle) Zuständigkeiten. Nachdem mit dem Gelände der alten Verkehrsschule in Bonn-Beul (nahe der U-Bahnhaltestelle Ramersdorf) ein passendes Areal gefunden war, mussten zudem diverse Bürgervereine und Politiker überzeugt werden, dass dieser Ort für einen zeitgemäßen Skatepark perfekt wäre. Mit der Zeit wurden auch die letzten Zweifler überstimmt und nachdem alle Baugenehmigungen im Herbst 2017 erteilt waren, konnte es endlich losgehen. Zunächst wurde das angrenzende Gebäude renoviert und in ein Cafe´ umfunktioniert. Im März 2018 begann der erste Beton zu fließen, der von den Jungs von Anker Rampen und tatkräftigen Locals schnell in passende Form gebracht wurde. Mit der Eröffnung am 8. August 2018 blieb man vollends im Zeitplan und so konnte und kann der Skatepark im nicht enden wollenden Sommer 2018 schon voll genutzt werden. Zudem sollen in naher Zukunft noch 2 Bowls gebaut werden, sodass im Sommer 2019 sicher auch alle Transition Skater auf ihre Kosten kommen werden!

Wichtige Fakten über den Park:

Planung: LNDSKT Planungsbüro für Skateparks

Bauherr: Subculture Bonn e.V.

Bauunternehmen: Anker Rampen

Architekt: LNDSKT

Größe: 900qm

Bauzeit: 3 Monate

Kosten: 340.000 Euro

Unsere Fahrer geben dem Park: 8 von 10 Punkten

Anreise mit dem Auto:

Der Park ist im rechtsrheinischen Teil der Bonner Rheinaue gelegen, also auf der anderen Seite als dort, wo die Halfpipe steht; nur um "Verwechslungen" vorzubeugen. Reist man von Norden, also von Köln aus an, benutzt man am besten die Flughafenautobahn A59 in Richtung Bad Honnef. Kurz vor deren Wandlung in eine Bundesstraße (B42) biegt man auf die A562 ab und nimmt direkt die erste Ausfahrt Ramersdorf. Unten angekommen nach rechts, die erste Möglichkeit links auf den Parkplatz und schon ist man da. Wer zum Beispiel aus Frankfurt kommt, also von Süden über die A3, sollte am AK Hennef/Siegburg auf die A560 in Richtung Bonn fahren, dann am Dreieck Sankt Augustin auf die A59 Richtung Bonn/Beul biegen und ab da wie zuvor beschrieben verfahren. Gibt man eine Adresse ins Navi ein, sollte man mit "Landgrabenweg 150" perfekt sein Ziel erreichen. Selten war ein Park günstiger an Autobahnen gelegen, wie der Bonner Skatepark.

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

Wie schon im einleitenden Text beschrieben, findet man in Bonn ein sehr gutes Netz von Straßen- und U-Bahn Linien vor. So halten an der Haltestelle Ramersdorf die Linien 62, 65, 66 und 68. Die 66 startet wie auch schon vor 20 Jahren nach wie vor von Siegburg aus, von woaus man demnach ohne umzusteigen bis zum Park fahren kann. Für Skater aus dem rechtsrheinischen Raum bietet es sich also an, mit der S-Bahn bis Siegburg zu fahren, um dort umzusteigen. Wer aus dem Linksrheinischen kommt, wird höchstwahrscheinlich am Bonner HBF umsteigen, wo die Linien 62, 66 und 68 ebenfalls in Richtung Ramersdorf/Oberkassel verkehren. Kommt man aus dem U-Bahnhof, kann man entweder pushen, kurz noch die Ramerdorf Banks mitnehmen oder auch den Bus bis "Telecom Campus" nehmen. Vom Hauptbahnhof fahren ebenfalls die Buslinien 606 und 607 zur selben Haltestelle.

Essen und Trinken:

Schon seit Beginn der Planungen für den Skatepark stand fest, dass das anliegende Gebäude der ehemaligen Verkehrsschule in das Gesamtkonzept eingebungen wird. Dies beinhaltet nicht nur die Möglichkeit, dort dank des Titus Bonn Ersatzteile für sein Set-Up zu kaufen, sondern auch an einer Bar verpflegt zu werden. Es gibt hausgemachte Pizza, Getränke aller Art, und einen externen Italiener, der Eis und Kaffeespezialitäten verkauft. All dies wird zu moderaten Preisen verkauft, und ein Teil des Geldes fließt direkt auch wieder in die Erhaltung und den Weiterbau des Parks. Die auf dem Luftbild gut zu erkennenden Leerflächen werden in naher Zukunft noch 2 Bowls beherbergen, die schließlich ebenfalls finanziert werden wollen. Ihr tut also mit einem Kauf euch selber direkt etwas gutes und investiert in die Zukunft!

Zusätzliche Angebote:

Der Skatepark Bonn ist nicht nur für eingefleischte Skater ein Ort um zusammen zu kommen. Auch wenn es grundsätzlich um Skateboarding geht, auch kulturelle Angebote kommen hier nicht zu kurz. So werden Lesungen gehalten, Events wie Konzerte und BBQ´s veranstaltet und es gibt Ausstellungen sowie Workshops. Neu im Programm sind zudem Yoga-Kurse. An der "rollenden Titus Bonn Bar" bekommt man nicht nur Leih-Equipment, sondern auch Skate-Hardware und Ersatzteile für BMX Fahrer. Obendrein werden im Rahmen des "SkateCollage Bonn" Kurse für Einsteiger auf dem Skate- und Longboard geboten. Man sieht also - in Bonn geht was!