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Domenik Wenzel Blindside Flip Viersen
Erstellt von T. Gentsch | News

Skateparks unter die Lupe genommen - Viersen


Der Niederrhein im Fokus

Betrachtet man sich die Entwicklung von Skateparks in Deutschland in den letzten zehn Jahren etwas eingehender, stellt man schnell fest, dass sich unglaublich viel auf diesem Sektor getan hat. Vor fünfzehn Jahren erreichte eine regelrechte Schwemme von neuen Parks unsere Breiten, die allerdings aus Fertigteilen bestanden und eher für Inliner als Skater geeignet waren. Man darf gar nicht hinterfragen, wie viele Gelder so "verschwendet" wurden, aber zum Glück fand irgendwann ein großes Umdenken bei den Verantwortlichen in Städten und Gemeinden statt.

Ein möglicher Auslöser könnte gewesen sein, dass mehr und mehr DIY Projekte in Deutschland entstanden und man realisierte, dass Skateboarder "solcher" Art von Parks alles andere als abgeneigt gegenüberstehen - ganz im Gegensatz zu "Katalog-Rampen". Ein weiterer und auch eindeutiger Grund ist sicher auch die Tatsache, dass sich mehr und mehr Skater, und zwar gerade auch die, die schon in DIY Projekten ihre ersten Erfahrungen gesammelt haben, mit eigenen Baufirmen und Planungsbüros selbstständig gemacht haben. Gute Beispiele hierfür sind Yamato Living Ramps, Minus-Ramps, DSGN CONCEPTS oder Anker Skateboard Rampen. Hinter all diesen Firmen stehen Skateboarder und zwar solche, die auch immer noch aktiv auf dem Brett unterwegs sind. Und siehe da: In den letzten fünf Jahren ist Beton in Deutschland fast ausschließlich sinnvoll geflossen. Jeder Park ist ein Unikat für sich und man hat sich zum Glück weit von den Zuständen zu Beginn des neuen Jahrtausends entfernt.

Doch wo sind all die Parks eigentlich, die wir hier als "so geil" beschreiben? Nach Wiehl im Oberbergischen und Erfurt in Thüringen ging es dieses Mal an den Niederrhein, in die Kreisstadt Viersen. Im Schatten Mönchengladbachs und in direkter Nachbarschaft zu Holland gelegen, hat man die Stadt bisher kaum auf dem Schirm gehabt, wenn es um einen Betonpark geht. Zwar gibt es seit mittlerweile 20 Jahren die Viersener Stadtmeisterschaften, allerings fanden die in dem Skatepark des Stadtteils Süchteln statt. Wer sich alte Videos des Events anschaut, wird sofort bemerken, wie wichtig ein neuer Park für die Stadt und Region war und ist; Betonrampen aus dem Katalog zierten die alte Anlage am "Höhenbad". Es war also dringend Zeit für etwas Neues und so entstand am Sportplatz "Hoher Busch" in der ersten Hälfte des Jahres 2017 ein völlig neuer Skate-Plaza. Tomasz Mielcarek, der sich schon seit Urzeiten maßgeblich in der Szene engagiert, erarbeitete zusammen mit den Locals und Yamato Living Ramps die Pläne für den Park, der seit Mitte August eröffnet ist. Wir waren gespannt wie selten, da erste Bilder äußerst verheissungsvoll aussahen.

"Der Park ist auf jeden Fall kein "Anfänger"-Park, Skateboardfahren lernen kann man hier eher nicht!" - Christian Michalowski

 

 

 

 

Mit dem Park wurde versucht, einen reinen Street-Plaza mit einem Flow-Park zu verbinden. Diese sehr anspruchsvolle Zielsetzung kann man beispielsweise sehr schön an dem gebogenen zentralen Curb/Wallie-Obstacle erkennen. Zudem rahmen Quarterpipes und Banks die Area ein. Letztere sind teilweise rot eingefärbt und mit Fugen durchzogen, sodass sich ein echtes "Brick-Gefühl" einstellt. Als wir kurz nach Fertigstellung der Bauarbeiten mit Jan Kliewer sprachen, sprudelte die Begeisterung für sein neues Werk gerauszu aus ihm heraus; es sei der mitunter beste Park, den er je gebaut habe.

 

 

 

 

 

 

"Das Flatrail ist ganz nice. Ansonsten ist der Park mit seinen Wallie- und Slappy-Obstacles eher etwas für "Hipster-Skater"! - Dominik Wenzel

Patrick Wenz ist ein Viersener Ur-Local und hat sich so besonders enthusiastisch an der Planung beteiligt. Wir haben uns mit ihm ebenfalls ein paar Minuten unterhalten.

Hall Patrick, hier heizen ja schon einige Leute durch die Gegend, auch Biker und Scooter-Kids...

Ja, es ist halt das neue Highlight hier auf dem Dorf. Viersen ist schliesslich nicht besonders groß mit seinen 75.000 Einwohnern. Das Einzugsgebiet liegt aber, so würde ich schätzen, von Geldern im Norden bis Gladbach im Süden und da liegen schon noch einige Dörfer dazwischen. Und da wir jetzt den besten Platz am Niederrhein haben...

 

 

 

Der Park ist der totale Wahnsinn, richtig geil! Perfekte Curbs, ne geile Hip und einfach nur ein richtig geiler Park! - Dylan Kremer

Ja? Du findest ihn, wie ich selber, auch richtig gelungen? 

Also ich habe den Park ja mitkonzipiert und daher muss es ja eine gute Bewertung sein, hahaha. Aber Scherz beiseite. Wir waren 7 Leute, die alle schon mindestens 15 Jahre auf dem Board stehen und haben ganz demokratisch darüber abgestimmt, welche Obstacles Sinn machen. Es gibt aber sicher auch einige Kleinigkeiten, die ich jetzt auch nicht sooo gelungen finde. Zum Beispiel sind die Metallkanten auf den gerade Curbs viel zu rund, da rutscht man beim Smithgrind ab. Bei gebogenen Curb sind sie allerdings ok. Man muss sich halt daran gewöhnen, das es Ortbeton ist, sprich alles ein Unikat. Das war auch unser Ziel, einen Park der lange verschiedene und neue Möglichkeiten bietet und bei dem man nicht nach einer Woche sein gesamtes Repertoire abgespult hat. An vieles muss man sich auch erstmal rantasten, die Quarter mit dem Parking-Block als "Coping" ist schon eine große Herausforderung. Das war auch ein Wunschobstacle von mir selber und jetzt bin ich froh, wenn ich da einen kleinen 5-0 Grind hinbekomme.

Wir haben hier mit dem Kopfsteinpflaster und den zwei Bordsteinkanten auf der Bank außen auch noch zwei "Specials"! Das sind Sachen, die in der Viersener Altstadt lagen und ein wenig Geschichte wiederspiegeln. Ausserdem kommt da wo das Rindenmulchbeet ist noch die Bank vom Schillerplatz in Mönchengladbach hin. Da haben wir auch das OK beider Städte für und vielleicht steht sie ja schon an unserem 20. Jubiläumscontest.

 

 

 

Der Park befindet sich in eine ruhige Zone, da kann man gut chillen oder Grillen. Das Flatrail ist perfekt zum fahren, hat eine gute Höhe. Das Curb in der Mitte ist leicht gebogen aber macht auch Spass, die abgerundeten Kanten an den anderen Curbs haben nicht so Bock gemacht. Der Park ist kompakt gebaut, es wäre nur cool, wenn er größer wäre. Insgesamt ist der Park nicht schlecht, jeder kann was für sich finden. Ein Minus ist, dass man mit der Bahn nicht so leicht hin kommen kann. - Ilya Merkuchev

Alles in allem ein sehr anspruchsvoller Park , der dieses "neue" Skaten fordert. Für mich alten Curbhasen lustig für abends ne Runde zu Skaten. Allerdings ist echt schade, dass die Kanten der Curbs abgerundet sind und es so schwer ist, bei einigen Tricks einen "Lock-in" zu haben. - Maurice Bröxges

"Am Park gefällt mir das halbrude Curb und das Flatrail am besten. Die Hip finde ich auch noch einigermaßen in Ordnung. Ansonsten sagt mir der Platz eher nicht so zu, da ich Streetskater bin und er eher was für Rampenheizer ist" - Christian Michalowski

"Viersen ist auf jeden Fall ein "moderner, schneller Park" mit völlig neuen Obstacles... Erstmal gewöhnungsbedürftig, aber ist ja immer so wenn man nen neuen Park fährt. Großer Nachteil sind die zu abgerundeten Curbkanten" - Yannick Faltin

Wichtige Fakten über den Park

Planung und Bau:

Yamato Living Ramps

Eröffnet am:

08.09.2017

Adresse:

Skateplaza "Hoher Busch"

Josef-Kaiser-Allee 1

41747 Viersen

Anreise mit dem Auto:

Die Anreise mit dem Auto ist denkbar einfach; dennoch schafften wir es, einen unheimlich komplizierten Weg zu nehmen. Doch dazu später mehr. Wie immer empfiehlt sich ein Blick auf die Karte, um einen Überblick zu bekommen. Von Süden aus über die A61 kommend nimmt man einfach die Ausfahrt Viersen und fährt über die Dülkener Straße in Richtung Stadt. Bei der ersten Möglichkeit biegt man links in den Aachener Weg. Nach etwa 200 Metern biegt man rechts in die Josef-Kaiser-Allee und kann den Platz durch das Gebüsch zur linken Hand bereits sehen. Parkpklätze befinden sich 50 Meter weiter rechts.

Reist man von Westen, sprich aus dem Ruhrgebiet bzw. Düsseldorf an, kann man sowohl die A44 als auch die A52 nehmen. Wir nahmen die Erstere und folgten Navi und Schildern - und fuhren so bei Ausfahrt 23 in Münchheide ab. Somit verbrachten wir noch fast eine 3/4 Stunde auf Landstraßen und vor Ampeln in Dörfern. Weitaus klüger wäre es gewesen, bis zum Kreuz Neersen und dort auf die A52 zu fahren. Die trifft am Kreuz Mönchengladbach kurze Zeit später auf die A61, auf die man dann in Richtung Venlo fährt. Viersen ist dann die zweite Ausfahrt.

Anreise mit der Bahn:

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln gestaltet sich die Anreise alles andere als einfach; jedenfalls wenn man vermeiden will, ewig weit vom Bahnhof zu pushen. Local Dominik Wenzel sagt, dass er noch nie mit öffentlichen Verkersmitteln angereist ist, da die Verbindungen einfach mies sind. Vom Bahnhof sind es etwa drei Kilometer, die man pushen muss. Über den Josefring, der zur Hohlstraße wird, geht es stadteinwärts am McDonalds vorbei, dann rechts auf den Willy-Brandt-Ring. Nach etwa 800 Metern kreuzt man die Dülkener Straße, in die man links einbiegt. Nach weiteren 800 Metern kommt man an eine Kreuzung, an der man nach rechts in den Aachener Weg biegt. Der Park befindet sich dann rechts hinter der Abzweigung Josef-Kaiser-Allee.

Kommt man aus dem Großraum Köln, muss man mit dem Zug etwa eineinhalb Stunden einplanen. Man sollte allerdings beachten, dass man in Mönchengladbach oder Rheidt umsteigen muss. Kommt man von Westen, sprich aus der Region Düsseldorf, muss man in Mönchengladbach oder Duisburg umsteigen. Die Fahrtzeit beträgt hier etwa eine Stunde. Man darf aber, wie eingangs schon erwähnt, nicht vergessen, dass man vom Bahnhof noch etwa 20 Minuten pushen muss

Scooter-Aufkommen

Patrick, der auch bei der Stadt für Jugend und Sport zuständig ist und an diesem Tag quasi der "Platzwart" war sagt dazu: "Also es gibt ja sogar ein Schild, dass Scooter fahren hier nicht erlaubt ist. Das habe ich auch der Mutti, die mit ihren drei Kids eben gekommen ist, gesagt. Da ich aber nicht der komplette Buh-Mann für die kleinen Kids sein will, habe ich ihnen eine "Bewährung" eingeräumt. Solange sie nicht im Weg rumfahren, snaken, sich einfach benehmen, dann kann es da auch ein anständiges Miteinander geben. Die freuen sich ja auch riesig, dass es hier auf dem Dorf mal etwas tolles Neues gibt. Die Älteren wissen eh, "wie ein Skatepark funktioniert" und denen muss ich auch nichts erzählen."

Bei unserer Session waren also schon einige Scooter-Fahrer am Start; weit mehr, als in den anderen beiden Parks. Es bleibt zu hoffen, dass sich das Aufkommen im Rahmen hält und die Kids sich, wie Patrick schon sagt, an die Regeln halten.

Essen und Trinken:

Wie man auf den Bildern und der Karte unschwer erkennen kann, liegt der Plaza schön im Grünen. Das bedeutet allerdings auch, dass es in der näheren Umgebung keinen Supermarkt oder Kiosk gibt. Die nächste Tankstelle befindet sich auf der Dülkener Straße stadteinwärts, etwa 10 Minuten mit dem Board vom Park entfernt. Dahinter befindet sich eine Pommes Bude. Folgt man der Straße weiter, gelangt man ins Stadtzentrum, wo sich die üblichen Restaurants und Supermärkte befinden. Der nächst gelegene ist ein Netto auf dem Willy-Brand Ring. Wie Patrick bei dem Gespräch schon sagte, zu diesem Spot sollte man am besten mit einem Grill und einer Kiste Bier im Auto anreisen und einfach pickniken.

Fazit:

Zum Fazit wurden schon viele Dinge im Gespräch mit Patrick Wenz angesprochen. Mein persönlicher Eindruck vom Park ist durchweg positiv, da er sehr street-orientiert ist. Für einen Skater wie Dominik Wenzel ist er jedoch immernoch zu Trannie-lastig. Hier trifft mal wieder der Satz "man kann es nie ALLEN recht machen" zu. Die Verarbeitung vom Park ist aber auf jeden Fall einwandfrei und man findet Obstacles vor, die man SO noch nie gesehen hat. Es ist eben kein Standart-Park mit dem gewohnten London-Gap und einem Rail daneben. Einziger Mangel sind die gerundeten Kanten an den graden Curbs. Zudem muss man abwarten, ob sich vielleicht noch eine Scooter-Pest entwickelt. Das hoffen wir natürlich nicht und können nur anraten, an einem schönen sonnigen Tag einen Ausflug an den Niederrhein zu machen.

Unsere Fahrer haben dem Park insgesamt 7 von 10 möglichen Punkten gegeben.

Stuff der Fahrer bei Titus:

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